Finanzkrise, Staatsverschuldung und der Immobilienmarkt in Marbella
Es klingt ein wenig nach Verlegenheit, doch naturgemäß hängen alle diese Dinge derzeit miteinander zusammen. Nach vielen Jahren schnellen Wachstums finden wir uns in einer tiefen Krise wieder, aus der wir offenbar nur schwer wieder herauskommen. Daher suchen wir jetzt mehr als sonst nach wirtschaftlichen Indikatoren für die so sehnsüchtig erwarteten Zeichen der Erholung.
Finanzkrise
Es sieht so aus, als ob Ökonomien, ähnlich wie das Wetter, Zyklen folgen, die historisch rund alle sieben Jahre wiederkehren. Rezession folgt auf Boom und kühlt eine überhitzte Wirtschaft ab, Preise, die wieder auf ein empfindliches Niveau absinken, Unternehmen werden reduziert und wieder effizient und ermutigt zu neuer Kreativität und Innovation bis diese Faktoren wieder die Anfänge einer neuen Erholung schaffen, und eventuell den nächsten Boom.
Ich sage nicht, dass ich ein Wirtschaftsexperte bin. Aber wie viele von uns habe ich in der letzten Zeit eine große Menge an Information nicht nur über die aktuelle Situation sondern auch über die finanziellen und ökonomischen Hintergründe aufgenommen. Viele erzählen mir, dass der oben beschriebene Zyklus ein natürliches makroökonomisches Phänomen sei, jedoch was wir derzeit erleben, sei etwas, was an die Weltwirtschaftskrise von 1929 erinnere.
Sie sagen, es handele sich um das Produkt einer finanziellen Krise verursacht durch das jahrelange übermäßige Ausgeben und Konsumieren, das immer mehr auf geliehenem Geld basierte. Unternehmen, Länder und Einzelpersonen hätten ihren Kopf verloren und sich Geld geliehen bis zu einem Schuldenniveau, das zu gefährlichen Höhen anstieg, jedoch sei alles zu managen gewesen, solange die betrieblichen, privaten und steuerlichen Einnahmen gut gewesen seien, und die Rückzahlungen geleistet werden konnten. Unser schnelles wirtschaftliches Wachstum und unser Wohlstand seien schließlich auf Schulden aufgebaut.
In Spanien heißt es: „Pan para hoy, hambre para mañana.“ Das bedeutet soviel wie „Heute ein Festessen, aber morgen Hunger.“ Und ja, anders als Tiere in der Wildnis haben wir keine Rücklagen für regnerische Tage angelegt solange noch alles gut lief. Als sich das spekulative System in den USA begann aufzulösen, wurde ein Dominoeffekt in Gang gesetzt, der Großbritannien, die Eurozone und schließlich die meisten Teile der Erde in den Sumpf zog, in dem eine finanzielle Krise entstand, welche die finanzielle Schwäche der westlichen Staaten und deren zunehmende Verschuldung zeigte.
Staatsverschuldung
Was als Zusammenbruch des allgemeinen Bankenwesens begann, hat sich seitdem zur Krise des öffentlichen Sektors verwandelt. Zuerst haben die Regierungen die sterbenden Banken gegen Kaution gerettet und sogar öffentliche Gelder in die Erholung der Volkswirtschaften gesteckt. Doch schon bald waren es die Regierungen selbst, die zahlungsunfähig und immer verwundbarer durch Mehrausgaben für die steigende Arbeitslosigkeit und den damit verbundenen Kapitalmangel wurden.
Zunächst war Spanien eines der weniger betroffenen Länder mit einer Staatsverschuldung unterhalb derer von Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Amerika, doch Spanien war auch anfälliger für eine Finanzkrise als alle anderen Länder durch die eigene geplatzte Immobilienblase. Jetzt sitzen wir auf mehr als einer Million nicht bezahlter Häuser, anfälligen Banken und einer Regierung, die sich mit der höchsten Arbeitslosigkeit von Europa auseinandersetzen muss.
Trotz eines harten Sparkurses und Maßnahmen zur Erhöhung der Einnahmen der Regierung nehmen die Staatsschulden kontinuierlich zu, noch immer ist die spanische Staatsverschuldung kaum höher als die der zuvor genannten Länder, doch weit niedriger als die von Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Japan. Warum stufen die Rating-Agenturen dann Spanien unter den schlechtesten Ländern ein und es muss eine Prämie zur Kreditaufnahme zahlen? Die Antwort hat damit zu tun, dass das Vertrauen in Spaniens Fähigkeit zur Zahlung seiner Schulden so extrem gesunken ist, dass es als Risiko betrachtet wird.
Marbellas Immobilienmarkt
Wir könnten darüber debattieren, was man tun kann und hätte tun sollen oder wie wahrscheinlich das eine oder andere Szenario ist. Doch die Reaktion auf die jüngsten Ereignisse wie die spanische Bankenpleite oder die Wahlergebnisse in Griechenland zeigen uns, dass die Finanzmärkte nicht so sehr durch das kurzfristige Geschehen betroffen sind sondern vielmehr von Ängsten gegenüber der Fähigkeit Spaniens zur Schuldenrückzahlung. Die Antwort dafür liegt in der langfristigen Perspektive, und der Weg zur Erholung wird steinig sowie Opfer und harte Arbeit fordern.
Ich glaube, dass Spanien und viele andere Länder an einem historischen Wendepunkt stehen. Entweder wir kämpfen um den Schutz der einzigartigen Werte und Standards Europas, deren Errungenschaft so viel Opfer gekostet hat, oder wir geben auf und werden erneut zu einem Ausbeuterbetrieb wie andere Teile der Welt. Doch so oder so werden wir Wachstum erzielen müssen, um aus diesem Chaos wieder heraus zu kommen, und diesmal werden große Veränderungen nötig sein. Ob Sie glauben, wir sollten uns auf einen Sparkurs verlassen oder versuchen, die Wirtschaft anzukurbeln, oder beides zusammen, und dies durch mehr Ausgaben öffentlicher Gelder oder durch Steuersenkung, ist nur Stoff für eine weitere Diskussion. Doch klar ist, dass Spanien eine Strategie für den Aufschwung braucht.
Natürlich ist nichts davon gut für den Immobilienmarkt, doch es gibt ein paar Silberstreifen. Zum einen, die Senkung der Immobilienpreise und der Wert des Euro machen Regionen wie die Costa del Sol weitaus attraktiver für Käufer aus Großbritannien, Skandinavien und anderen Gegenden der Welt. Marbella hat außerdem den Vorteil, vermögende Käufer anzulocken, die weniger von der Rezession betroffen sind. Und seit dies eine Region ist, die vorwiegend von ausländischen Investoren abhängt, darf man grundsätzlich davon ausgehen, dass sie sich vor dem restlichen Spanien wieder erholt.
Hochwertige Immobilien in guten Lagen haben nur ganz wenig unter der Preissenkung gelitten und nach Mallorca ist Marbella der Ort mit den geringsten Verlusten, was die Auswirkung der Rezession deutlich abgemildert hat. Unterhält man sich mit Freunden und Kollegen aus verschiedenen Wirtschaftsbereichen, erhält man immer wieder als Feedback, dass sich die Dinge zwar weit entfernt vom Aufschwung befinden, doch dieses Jahr sei eine gewisse Bewegung und Energie zu spüren gewesen, die man seit geraumer Zeit nicht feststellen konnte. Es ist noch zu früh, um von ökonomischem Aufschwung zu reden. Doch mit all den Vorteilen, die Marbella internationalen Klienten zu bieten hat, kann es sich in den kommenden Jahren schon zuversichtlicher zeigen als in viele andere Zonen Spaniens und der entwickelten Welt. Hoffen wir, dass die kommenden Jahre nicht allzu weit entfernt liegen.
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